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Die Geschichte vom Torpedo-Schnellboot

 
 


S-Dachs vor dem Umbau (Typ 142)

 

Die Geschichte des Schnellbootes Dachs:

Der Stapellauf fand am 10.6.1961 bei der Fr. Lürssen-Werft in Bremen-Vegesack statt. Die Indienststellung am 25.9.1962. Das Boot bekam die Nato-Bezeichnung P 6094 und gehörte zum 7. Schnellbootgeschwader in Eckernförde. Nach der Ausserdienststellung am 6.12.1983 wurde es an die Türkei abgegeben. Ersetzt wurde es durch S 77, ein Raketen-Schnellboot vom Typ143a mit der Bezeichnung P 6127, das aus Traditionsgründen den Zusatznamen Dachs erhielt.

Im wesentlichen entsprachen die Boote dieser Typ-Klasse dem Basis-Entwurf der Jaguar-Klasse (Typ 140), die als erste neue Generation nach dem Krieg entworfen und in Dienst gestellt wurden. Es wurde in Komposit-Bauweise hergestellt. Über den Spanten aus Aluminium lag die Außenhaut aus 3-lagigem Diagonalkraweel d.h. 3 Lagen Holzplanken, die in unterschiedliche Richtungen laufen und miteinander verleimt sind. Der Rumpf hatte 11 wasserdichte Abteilungen, so daß auch bei einer Beschädigung des Schiffskörpers die Schwimmfähigkeit erhalten blieb. Die Maschinenanlage bestand aus 4 Dieselmotoren von Mercedes-Benz zu je 3.000 PS, die auf vier in einer Ebene liegende Schrauben wirkten. Damit konnte das Boot eine Höchstgeschwindigkeit von 42 Knoten (38 Knoten nach dem Umbau) erreichen. Vor dem Umbau wichen sie optisch lediglich durch die etwas andere Brückenform von der Klasse 140/141 ab. Die Bewaffnung bestand aus zwei 40-mm-Bofors-Geschützen mit einer Reichweite von ca. 6 Seemeilen und vier 53,3 cm Torpedos mit einer Reichweite von ca. 3,6 Seemeilen. Insgesamt konnten sieben Torpedos an Bord genommen werden, vier in den Rohren und drei zum Nachladen auf dem Achterschiff. Alternativ konnten die achteren Torpedorohre aber auch entfernt und stattdessen zwischen 20 und 36 See-Minen an Bord genommen werden, so daß das Boot als schneller Minenleger verwendet werden konnte.

Die Schnellboote dienten hauptsächlich zur Küstenverteidigung, konnten aber auch in küstennahen Gebieten zur Geleitsicherung und durch Mitführen von Seeminen und Wasserbomben zur U-Boot-Bekämpfung eingesetzt werden. Durch ihre niedrige Form und große Geschwindigkeit waren sie in Schußposition bevor sie vom Gegner richtig ausgemacht und erfaßt werden konnten. Ebenso schnell konnten sie sich nach Abschuß ihrer Torpedos wieder entfernen. Im Gegensatz zu anderen Kriegsschiffen wurden Schnellboote nicht einzeln, sondern immer im Verband eingesetzt. Ein solcher Einsatz dauerte normalerweise nicht länger als 2 Tage da die Ausrüstung und Unterkunftsmöglichkeiten sehr begrenzt waren.

Da die Bewaffnung der Boote weitgehend dem technologischen Stand des Zweiten Weltkrieges entsprach, zeichnete sich angesichts des rüstungstechnischen Vorsprunges der Warschauer-Pakt-Staaten die Notwendigkeit der Nachrüstung ab. Dabei ging es auch darum, in Anbetracht des aktuellen Erhaltungszustandes sowie der ins Auge gefaßten Restverwendungsdauer einen finanziell tragbaren Kompromiß zu finden. Eine Umrüstung der Boote auf ein Flugkörper-System kam nicht in Frage, da die entsprechenden Versuche nicht wunschgemäß verlaufen waren. So entschied man sich für eine kleinere Lösung. In den Jahren 1969-1972 wurden die 10 Boote des 7. SG bei der Erbauerwerft Fr. Lürssen mit neuen, drahtgelenkten Torpedos vom Typ "Seal" ausgerüstet. Außerdem kam das damals neue M 20-Feuerleitsystem, welches sich unter dem Kugel-Radom verbarg, hinzu und verlieh den Booten fortan ihre markante und unverwechselbare Silhouette.

 


S-Dachs nach dem Umbau (Typ 142a)

 

Der jetzige Eigner ist 1978 noch auf diesem Boot während einer Reserveübung zur See gefahren. Im Gegensatz zu verschiedenen Schwester-Booten blieb die Dachs von Unfällen und Havarien verschont. Mittlerweile sind jedoch alle Boote ausgemustert, fahren aber zum Teil noch in ausländischen Marinen.

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